Aderlass in der Redaktion geht weiter
Stuttgarter Zeitungsnachrichten kündigen weiteren massiven Stellenabbau an
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Fehlende Gesprächsbereitschaft trotz 18 Warnstreiktagen, zwischendurch aber eine deutliche Erweiterung der Führungsriege, jetzt der nächste Hammer: 45 Stellen im redaktionellen Bereich sollen bis 2027 eingespart werden.
Diese schockierende Neujahrsbotschaft verkündete die Geschäftsleitung heute der Belegschaft in einer betriebsinternen Videokonferenz. Danach sollen bis Ende 2027 insg. 45 Stellen "im redaktionellen Bereich" wegfallen, betroffen sind also sowohl Reporter*innen und Editor*innen als auch die Bereiche Redaktionsassistenz und Mediengestaltung. Dies entpräche einem Personalabbau von 5% pro Jahr, den man, so Geschäftsführer Herbert Dachs, "wenn möglich ohne betriebsbedingte Kündigungen" durchführen wolle. Als Blaupause dürften die zahlreichen Personalabbaurunden der letzten zehn Jahre dienen, bei denen vor allem älteren Mitarbeiter*innen mit Abfindungen der Weg in die vorgezogene Rente schmackhaft gemacht worden war.
"Viele gingen dabei nicht wegen des Geldes, sondern weil sie schlichtweg nicht mehr konnten" schildert DJV Landesgeschäftsführer Gregor Schwarz seine Erfahrung aus zahlreichen Rechtsberatungen der betroffenen DJV-Mitglieder. Mit dem weiteren massiven Stellenabbau werde der Arbeitsdruck auf die verbleibenden Kolleg*innen weiter steigen und die journalistische Qualität der Blätter weiter sinken, so Schwarz weiter.
"Die Geschäftsleitung agiert hier zunehmend wie die Axt im Walde", so ein DJV-Mitglied, das nicht namentlich genannt werden möchte. "Erst will man mit uns über Monate keine Tarifverhandlungen führen und jetzt so etwas", macht eine andere Kollegin ihrem Ärger Luft. Es sollte die Geschäftsführung wenig überraschen, wenn die Mitarbeitenden ihre Wut und Enttäuschung zeitnah in weiteren Streikaktionen zum Ausdruck bringen.
Der DJV Baden-Württemberg steht seinen Mitgliedern bei Bedarf jederzeit mit (Rechts-) rat und Tat zur Seite.